Enndingen

Stadt an der Enn

ATF - und die Bahn läuft wie geschmiert - April 2015

"To boldly go where no Köf has gone before"

ATF-Öl, Getriebefluid für Kfz mit Automatik, ist ein dünnflüssiges, synthetisches Hydraulik-Öl mit allerlei chemischen Zusätzen, das es für unter 10 Euro pro Liter im Fahrzeug-Handel oder der Auto-Werkstatt zu erwerben gibt. Wir brauchen es aber nur tropfenweise. 

Bei Kontaktproblemen mit der Bahn - und wer hat diese nicht gelegentlich - streiche man mit einem mit ATF-Öl spärlich benetzten Stoffstreifen über die Gleise und nehme dann die Bahn ohne weitere Maßnahmen wie gewohnt in Betrieb. 
Ein Öl um Kontaktprobleme zu vermeiden? Das kann doch nicht funktionieren!

 

Das Ergebnis vorweg: die Wirkung ist, um nicht zu enthusiastisch zu klingen, umwerfend

Das Problem in Enndingen sind eher nicht die Hauptstrecken, die praktisch in jedem Spiel befahren werden. Nein, es sind die vielen Kopf-, Abstell- und Rangiergleise, von denen einige wochenlang keine Zugbewegung sehen. Und weil sie dann erst sauber gemacht und eingefahren werden müssen, bleiben sie gerade deswegen unbenutzt. In vielen meiner oft kurzen Betriebs-Sessions von rund einer Stunden fehlt mir daher der Drang, die "Exoten" unter den Gleisen zu nutzen.

Und dann kommt dieses "Öl" daher und alles ändert sich.

Der Test konkret: als Verfechter der Philosophie "Viel hilft viel" habe ich am Ostersamstag 2015 für den Versuch ca. ein Viertel der Gleisstrecke von Enndingen geölt; darunter auch Steigungen und Teile der Wendel. Ich bin mit einem dünn mit ATF benetzten Filzstückchen am Putzstab die Gleise entlang gefahren. Der für den Test ausgewählte Premieren-Zug hatte nach zwei Runden deutliche Einbrüche in der Zugkraft. Dies lässt drei Schlüsse zu: das Öl verteilt sich im Betrieb ziemlich schnell über die Anlage und "weniger ist womöglich mehr".

Bereits der zweite Zug verzeichnete keine besondere Schwindsucht bezüglich seiner Leistung auf der Rampe. Auch die erste Lok hat nach einer Radsatzreinigung auf SR-24 Küchentuch zu alter Stärke zurück gefunden. Damit komme ich zu Schluss Nummer drei: viel falsch machen kann man in der Anwendung offenbar nicht.

Der für die Wirkung wichtigere Test fand jedoch auf den Nebengleisen statt - die meisten von Arnold. Hier habe ich situativ "nachgeölt" und das Gleis sofort mit meiner KöF von Trix befahren. War die erste Fahrt oft noch ein wenig holprig, hat sich dies umgehend gelegt. Sensationell störungsarm befuhr die kleine Lok ab sofort die Gleise und dies änderte sich auch bei jeweils abendlichen Kurztests während der vergangenen Woche nicht.
Auch weitere potenziell empfindliche Modelle was deren Kontakt betrifft, wie eine Trix BR361, der SchiStraBus und eine BR212 mit Simplex-Kupplung hatten ihren Auftritt - und es macht Spaß, weil sie laufen und laufen und laufen.

Ein vergleichbares Ergebnis hat sich bisher erst nach einer recht aufwändigen, weil langwierigen Einfahrphase der Bahn gezeigt, was in den letzten Monaten mit meinem knappen Zeitbudget für Enndingen dazu führte, vorwiegend nur die Hauptstrecken zu befahren und Rangieren eher zu vernachlässigen.

ATF Öl für die Weichenmechanik und den Antrieb

Die Umschaltung des Stroms auf den gewählten Fahrweg bei den Weichen übernehmen mechanische Schleifer im Herz der Weiche. Auch diese können nach Jahren schwergängig werden oder Kontaktprobleme zeigen. Gleiches gilt für manche elektromagnetische Weichenantriebe, deren Endabschaltung auch über mitgenommene Schleifer realisiert ist. Auch für diese Fälle empfehle ich das Einbringen eines winzigen Tropfens Öls in die Mechanik. Die hervorragenden Kriecheigenschaften des dünnflüssigen Fluides sorgen rasch dafür, dass es an die richtigen Stellen gelangt.

 

Das Langzeitergebnis

Nach Wochen ohne Betrieb wurden wieder einige Züge bewegt. Alles lief, bis auf wenige Aussetzer sauber. Die Wirkung vom ATF-Öl ist ungebrochen. Allerdings streiche ich auch hin und wieder einige Meter nach.
Auch die vor Wochen behandelten schwergängigen Weichen und deren Antrieb zeigen sich immer noch deutlich schalt- und kontaktfreudiger und seit Frühjahr 2015 ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

Da schickt man gerne einmal eine Köf auch in die Ecken der Anlage, in denen man nur hoffen kann, dass sie dort nicht stehen bleibt. "To boldly go where no Köf has gone before".

Vergleichbar positive Erfahrungen kann ich außer aus Enndingen noch von einigen mir persönlich bekannten Modellbahnern berichten. Unter anderem sind dies:

  • Spur N, Digital, riesige Modulanlage für den Ausstellungsbetrieb
  • Spur N, Digital, Privatanlage, mittelgroß, vollautomatischer Betrieb, PECO
  • Spur N, Analog, Privatanlage, groß, Arnold
  • Spur 0, Digital, Betrieb im Freigelände